Zu viele Projekte?

Was ist besser, ein angefangener guter Roman, oder ein fertiger schlechter?

Ich habe die ungewollten Kinder der beiden: angefangener schlechte Romane.

Ob sie wirklich schlecht sind, sei mal dahingestellt. Jedenfalls bin ich damit nicht so zufrieden, wie ich es gerne wäre. Die Grenze zwischen hohem Qualitätsanspruch und unproduktivem Perfektionismus ist hier unscharf, aber der Punkt ist: Es ist völlig normal, dass das, was man so im ersten Wurf niederschreibt, nicht direkt das Gelbe vom Ei ist. Und damit habe ich auch kein Problem.

So rein vom bewussten Standpunkt aus.

Allerdings, wenn es mir irgendwie nicht so richtig gut gefällt, und das ist ja auch was Emotionales, neige ich dazu, die nächste schöne Idee in Angriff zu nehmen. Aus dem komplett irrationalen Gefühl heraus, dass das direkt richtig gut wird, wenn ich es runterschreibe.

Natürlich tut es das nicht. Und das ist – ich wiederhole mich, ich weiß – völlig normal.

Und bevor ich mich in einer Endlosschleife aus immer neu angefangenen Projekten verfange, wird es mal Zeit, einen Schritt zurückzutreten und sich ganz sachlich und objektiv zu fragen:

Wie mache ich aus einem angefangenen schlechten Roman einen fertigen guten?

Darauf läuft es nämlich hinaus. Will man einen guten Roman veröffentlichen, muss man erst einmal einen schlechten fertig schreiben. Und danach wird erst dran gefeilt. Das kann etliche Überarbeitungsrunden brauchen, aber dadurch wird die Sache dann irgendwann rund.

Ich muss also meinen Drang widerstehen, mich in immer neuen, weil unterbewusst als „besser“ bewerteten Projekten zu verzetteln und stattdessen erst einmal eines zum Ende bringen.

Es spricht auch nichts dagegen, neue Ideen festzuhalten. Man kann ja das Buchprojekt dafür schon mal anlegen. Aber dann am aktuellen Projekt weiter arbeiten.

Noch steht mir ein langer Weg bevor, um zumindest einen ersten Roman fertig zu stellen. Ich habe schon zig tausende Wörter geschrieben – nur leider nicht für ein und dasselbe Buch. Und selbst wenn eine Geschichte von mir am Ende nicht so zündet wie anfangs gedacht und ich das nicht veröffentlichen werde, so habe ich damit doch etwas ganz wichtiges und notwendiges getan:

Ich habe geübt. Und zwar richtig.

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