Hochstapler-Syndrom

Ich leider zurzeit ganz massiv am Hochstapler-Syndrom. Nur, dass es bei mir gar kein Syndrom ist, sondern ich tatsächlich ein Hochstapler… äh. Moment. Himmel, das ist echt schwer, sich davon zu lösen.

Was ist das überhaupt? Man redet sich ein, dass man eigentlich gar nix weiß und nix kann und alles was man trotzdem an Leistungen hervorbringt, Glück oder Zufall sind. Oder einen andere Leute völlig überschätzen, aufgrund Missverständnissen oder nicht nachvollziehbaren Fehleinschätzungen.

Ein bisschen Hochstapler-Syndrom ist vielleicht auch ganz gesund, es bringt einen dazu, dass man sich halt ein bisschen mehr anstrengt, um gefühlt vom Hochstapler dann doch zu einem qualifizierten Leistungsträger zu werden. Aber wenn es zu viel wird, ist es eben nicht mehr gesund. Und es spielt dem Perfektionismus in die Karten. Oder umgekehrt, der Perfektionismus spielt dem Hochstapler-Syndrom in die Karten.

Ich weiß nicht, warum ich da grade so massiv dran zu knabbern habe, aber ich bin der mehr oder minder festen Überzeugung, dass mich alle Welt massiv überschätzt und ich viel weniger weiß, als ich eigentlich müsste, und als jeder denkt, dass ich weiß. Und das nur, weil ich nicht alles weiß. Aber objektiv betrachtet: Ich kann ja gar nicht alles wissen. Und das erwartet auch keiner von mir. Außer ich selber, offenbar, ich Depp. Und dann schimpfe ich mich auch noch… Herrje.

Tief durchatmen.

So. Jetzt nochmal kühl betrachtet. Ich mache derzeit keine wirklich guten Fortschritte, was mein Buch betrifft. Heißt das, dass ich keine Autorin mehr bin? Dass ich grundsätzlich zu blöde bin, ein Buch zu schreiben? Dass ich hier betrügerischer Weise einen Blog darüber betreibe, wie ich ein Buch schreibe, obwohl ich immer noch nicht fertig bin?

Nein. Manche Autoren haben Jahre gebraucht, bis sie ihren ersten Roman fertiggestellt haben. Danach hat keiner daran gezweifelt, dass sie Autoren sind.

Also, alles ist gut. Ich bin nicht perfekt. Ich bin keine Überfliegerin, keine Hochleistungsschreiberin, aber das muss ich auch gar nicht sein um trotzdem immer noch Autorin sein zu können.

Ganz ohne Hochstapelei.

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