Labertasche

Menschen, die mich schon ein wenig länger kennen, wissen, dass ich manchmal eine ziemliche Labertasche bin. Sprich, ich rede gerne und durchaus viel. Und ich gebe zu, ich könnte mich hier und da durchaus kürzer fassen.

Vielleicht laber ich nur deshalb so viel, weil mir die Gelegenheit fehlt, meinen Drang mich auszudrücken auszuleben. Womöglich werde ich gar wortkarg, wenn ich den ganzen Tag schreibe und mir dadurch die fehlende Gelegenheit schaffe.

Sehr unwahrscheinlich.

Aber durchaus möglich. Wäre vielleicht mal ein Experiment wert.

Wenn ich ein Schweige-Retreat mitmachen müsste, wäre Schreiben eventuell die einzige Möglichkeit für mich, das überhaupt zu überleben. Und nicht irgendwann zu platzen. Aber ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, was mit mir passieren würde, wenn ich längere Zeit schweigen müsste. Abgesehen davon schweige ich sogar sehr viel. Ich wohne alleine, und am Wochenende kann es schonmal passieren, dass ich den ganzen Tag lang nichts sage. Oder vielleicht nur drei Worte mit der Nachbarin wechsle. Wobei das schwer von der Nachbarin abhängt. Ich habe sehr liebe Nachbarn, die sich aber durchaus auch auf einem Labertaschenspektrum bewegen, das mich in den Schatten stellt.

Schwer zu glauben, aber es gibt Menschen, die reden noch mehr als ich, wenn man ihnen die Gelegenheit gibt!

Ich finde das aber eine interessante Frage, auf die ich nochmal zurückkommen möchte. Wenn ich mein Mitteilungsbedürfnis in Form von Geschriebenem auslebe, rede ich dann weniger? Ich blogge ja nun schon seit einer Weile, aber mal ehrlich, dass bisschen Artikel, was ich täglich schreibe, reicht ja grade mal für ein paar Sekunden Unterhaltung. Wenn ich da spürbare Effekte sehen will, muss ich vermutlich ganze Bücher schreiben.

Ach halt! Das mache ich ja! Nur eben nicht grade ein ganzes Buch an einem Tag. Das schaffe ich einfach nicht. Ich bin ja schon froh, wenn ich meine 500 bis 1000 Worte schaffe. Das gleicht auch nicht gerade eine stundenlange Unterhaltung aus.

Aber vielleicht ist das auch ganz gut so, ich denke der Mensch braucht einen zwischenmenschlichen Dialog. Für Alleinlebende bedeutet das, dass sie ihre unbedarften Mitmenschen eben ab und zu in einer Wortflut ertränken. Zugegeben, nicht alle Singles sind so, schließlich ist nicht jeder Mensch gleich. Individualismus ist erlaubt.

Aber mir stellt sich da noch eine andere Frage: Labere ich auch so viel in meinem Roman? Womöglich muss ich erstmal 200.000 Wörter schreiben, damit ich genug Stoff habe um die unnötigen 100.000 Wörter Gelaber wieder rausstreichen zu können und trotzdem noch eine Geschichte zu haben. Wir werden sehen.

Für heute habe ich jedenfalls genug gelabert.

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