Kein Saft mehr

Da habe ich gestern noch über den saftigen Ernst der Lage geschrieben, und prompt geht mir heute der Saft aus. Also genauer gesagt, meinem Laptop. Als ich es aufklappte und einschalten wollte, verweigerte es mir den Dienst. Kein Saft mehr.

Das ist jetzt nicht so schlimm. Während ich hier locker flockig schreibe wie gewohnt, saugt das treue Gerät gierig am Stromkabel. Das erinnert mich daran, dass ich mal wieder gießen sollte, ab und zu Wasser in die Blumen kippen hilft auch, dass die sich besser fühlen.

Dabei ist mir noch ein anderer Gedanke gekommen. Ich bin ganz schön abhängig von den modernen Errungenschaften, insbesondere denen, die Strom benötigen. Man denkt da heutzutage gar nicht mehr drüber nach, weil es so selbstverständlich ist.

Aber für einen kurzen Moment sprang ein beunruhigendes Szenario durch meine Synapsen: was, wenn ich jetzt aufgrund technischer Mangelzustände ab sofort keinerlei Strom mehr hätte, alle Akkus leer wären und ich dann keinen Blogartikel veröffentlichen könnte? Oder noch entsetzlicher, meine Spülmaschine ausfiele! Während ich hier schreibe, läuft sie brav vor sich hin, und das soll auch so bleiben. Aber schlimmer geht immer. Kein Licht mehr, wäre schon blöd, draußen ist es noch dunkel. Arbeiten geht auch nicht ohne Strom. Kochen fällt dann auch aus. Und einen Lieferdienst anrufen könnte ich auch nicht.

Vielleicht wäre das aber auch mal ganz schön. Eine romantisch verklärte Vorstellung schiebt sich vor mein Entsetzen: Ich könnte mich total entspannt und befreit von der Sklaverei durch die Maschinen mit einem Block und einen Stift hinsetzen und schreiben. Und nebenbei rohe Paprika knabbern, das macht auch gar keinen Aufwand, und abspülen müsste ich auch nichts.

Ich käme schon für ein paar Tage zurecht. Aber dann? Mein Leben würde sich sicherlich ganz schön ändern, wenn ich komplett auf Strom verzichten müsste. Und wenn ich ehrlich bin, das will ich nicht. Ich kann von meinen elektronischen Helfern nicht lassen. Ich bin wie gesagt abhängig.

Vielleicht täte mir eine Abstinenz gerade deswegen mal richtig gut. Schließlich wären dann auch die ganzen Ablenkungen weg, die mich vom Schreiben abhalten könnten. Und man kann sich ja an vieles gewöhnen, warum nicht auch an ein Leben ohne Strom.

Die glücklichsten Menschen auf dieser Erde leben irgendwo im Dschungel und brauchen nichts weiter als die Natur und ihre Mitmenschen.

Aber die schreiben weder Romane noch Blogartikel.

Vielleicht gönne ich mir irgendwann doch diese Abstinenz. Als Kur. Und wenn ich zurückkomme, kann ich ein Buch darüber schreiben.

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